Stellungnahme zur Fusion
Stellungnahme der Gemeinde St. Sebastian (Münster, Hammer Straße) zur Fusion mit der Gemeinde Heilig Geist
Am 2. März 2008 werden die Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist in Münster fusioniert. Diese Zwangsmaßnahme erfüllt die Menschen in St. Sebastian, die allein und einseitig den Preis der Fusion zahlen müssen, mit großer Enttäuschung und Trauer.
Wir haben Verständnis für notwendige Maßnahmen, die auf veränderte Rahmenbedingungen und finanzielle Spielräume reagieren. In der Debatte um St. Sebastian war aber überwiegend die Zukunft der Immobilien, nicht die der Gemeinde, Grundlage für die gewählten Strategien. Der Eingriff in gewachsene Gemeinden erfordert intensives pastorales Denken. Angesichts dieser Verantwortung haben wir im Sommer 2007 einen Vorschlag für eine Fusionsgestaltung gemacht, die keine einseitige Gemeindeauflösung gewesen wäre. In der Langfassung des Pastoralplans war das Bemühen um solche pastoral verantwortliche Lösungen noch zu spüren. Es war klar, dass nach einer Fusion gleichberechtigte „Orts bzw. Teilgemeinden“ entstehen, wobei darauf zu achten sei, dass für diese Ortsgemeinden „ein würdiger liturgischer Raum, ein Begegnungszentrum und eine wohnortnahe Koordinationsstelle erhalten bleibt“. Dieser Anspruch wird auch durch die allgemeiner formulierte und von Bischof Dr. Lettmann unterschriebene Kurzfassung des Pastoralplans nicht zurückgenommen, im Vorgehen gegenüber der Gemeinde St. Sebastian jedoch nicht einmal in Betracht gezogen.
Die Gemeinde St. Sebastian, die seit Dezember 1999 ohne eigenen Pfarrer ist, hat sich seither bemüht, mit großem Einsatz von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ein lebendiges Gemeindeleben zu erhalten. Wir sind dankbar, dass unsere Gemeinde von Domvikar Stefan Sühling, Pater Michael Baumbach, Pater Dr. Heiner Katz und Pater Hubertus Görgens so große Unterstützung erfahren hat. Die Impulse des letzten Pfarrers, Ludwig Gotthardt wurden weiterentwickelt und haben zu einer Form der Gemeindegestaltung geführt, in der mündige ChristInnen ihren Auftrag als MitgestalterInnen von Liturgie, Pastoral und Diakonie ernst nehmen. Genau dies ist im Pastoralplan vorgesehen und erscheint uns in Zeiten zunehmenden Priestermangels als zukunftsweisendes Konzept des Gemeindelebens, ohne auf den amtlichen Priester verzichten zu können und zu wollen.
Stattdessen versucht man unsere Gemeinde so darzustellen, als habe sie den Bezug zum Stadtviertel verloren. Die Menschen, die auf dem Gebiet des Alten Schützenhofs leben und in St. Sebastian schon seit vielen Jahren eine Heimat haben, werden dadurch ignoriert. Wir sind froh, dass alte und behinderte Menschen, gerade auch psychisch Kranke, die im Pfarrgebiet wohnen, sich voll integriert wissen. Auch die vielfältigen Verbindungen zu unterschiedlichen Gruppen im Stadtteil werden dabei von der Bistumsleitung übersehen: der katholische Kindergarten, die Hermannschule, das Südviertelbüro, die offene Jugendarbeit, das Sozialbüro, die Münstertafel oder die ökumenische Vernetzung der Eine-Welt-Kreise. Dass unsere Gemeinde und ihr ein-ladender Stil, Gottesdienst zu feiern, darüber hinaus auf andere KatholikInnen, insbesondere junge Familien mit ihren Kindern anziehend wirken, bestätigt unser Engagement.
All dies wird durch die Art des Fusionsprozesses unnötigerweise aufs Spiel gesetzt. Dabei gibt es mit dem Haus St. Maximilian Kolbe in der Pfarrei St. Gottfried ein gelungenes Modell als Vorbild. Uns wird der Kirchraum genommen und die übrigen kirchlichen Gebäude zur Disposition gestellt. Die Nachricht davon hat die betroffenen Menschen in der Osterwoche 2007 über die Medien erreicht. Der Fusionspartner, Heilig Geist, behält Kirche, Gebäude, den Namen und seinen Pfarrer. Wir haben uns über ein Jahr lang im Kooperationsrat bemüht, trotz dieser Ungleichheit zu einem gemeinsamen Konzept mit Perspektiven zu einer Pastoral für das gesamte Südviertel zu kommen. Doch dieser Prozess erweist sich als schwierig und langwierig. Einem Antrag auf Aufschub der Fusionsfrist wurde vom Bischof erst zugestimmt, dies wurde aber kurz darauf wieder zurückgenommen. Damit wird uns die Chance auf eine gut vorbereitete Neugestaltung einer Gemeinde, in der auch unterschiedliche Profile ihren Platz haben, genommen. Eine „Seelsorge mit Gesicht“, wie sie der Pastoralplan vorsieht, ist außerdem nur möglich, wenn vor Ort geeignete Räume zur Verfügung stehen.
Die Fusion, die am 2. März gottesdienstlich gefeiert werden soll, erleben wir in St. Sebastian als Zwangsmaßnahme und als Zerstörung einer lebendigen Gemeinde.
(verfasst von Mitgliedern der Gemeinde im Anschluss an eine Zusammenkunft der Gemeinde am 3.2.08, vom Pfarrgemeinderat am 20.2.08 verabschiedet)
<< Home