17 November 2008

Das tut so weh

Die St. Sebastian Kirche im Südviertel wurde Anfang der Sechziger Jahre gebaut und eingeweiht. Jetzt wurde sie sozusagen entweiht. Hintergrund war die Zwangsfusion mit der Heilig-Geist Kirche.
Offiziell musste als Begründung die schlechte Finanzlage vor Ort herhalten. Der wahre Grund dürfte sein, dass die Sebastianer eine zu unbequeme Gemeinde im Münsterschen Kirchensprengel waren. Wir hatten uns stets den Luxus eines eigenen und selbständigen Denkens und Glaubens geleistet. Das hatte uns den Vorwurf der 'Eigenkirchlichkeit' eingebracht.
Ich frage mich, wie lange die Kirche wohl noch stehen bleibt. Ich werde ihre schöne Figur, die an die Arche Noah erinnern soll, lange vermissen. Nun also:

Das tut so weh

Das tut so weh! Heute haben wir unsere Gemeinde beerdigt und von unserer Kirche, St. Sebastian, Abschied genommen.
Denke ich daran, nie wieder einen Fuß in diese Arche Gottes setzen zu können, muss ich mit meinem Tränenstrom kämpfen. Tröstend umarmt mich ein Gemeindemitglied, der meiner Trauer gewahr wird.
Denke ich daran, nie wieder diesen geweihten, heiligen Raum betreten zu können und nie wieder gewiss sein zu können, die bekannten Gesichter zum Teil befreundeter Menschen sehen zu können, kämpfe ich mit meinem Tränenstrom.
Zum letzten Mal hat es mir dermaßen das Herz zerrissen, als ich am 25. Geburtstag meines verstorbenen Sohnes seiner gedachte.
Ich möchte schreien, brüllen, kreischen ob dieser zum Himmel rufenden Ungerechtigkeit, die 'von oben' diktiert wurde. Nicht nur mir wurde ein Ort der Ruhe, des Inne Haltens, des Kraft Schöpfens genommen.

Weiter fehlen mir die Worte ... Nur die Hoffnung bleibt.

Andreas Stork - Sonntag, 26. X '08 - a. D. é

(Vorabveröffentlichung mit Erlaubnis des Autors, Veröffentlichung des Beitrags voraussichtlich Februar 2009 in der Zeitschrift "Klinke", weitere Infos unter: www.muenster.org/klinke ; ein Klick auf die Überschrift zu diesem Beitrag genügt.)

07 November 2008

Gastfreundschaft für Zweite-Klasse-ChristInnen?

In der Bistumszeitung "Kirche und Leben" zum 9.11.2008 findet sich ein "Brief" an "Liebe Mitglieder und Freunde der Heilig-Geist-Gemeinde" von Pfr. Braun und Übergangs-PGR-Vorsitzendem Rainer.

In diesem Schreiben wird die Einseitigkeit des Fusionsausgangs zugunsten des Erhalts des Status Quo in Alt-Heilig-Geist auf bemerkenswerte Weise deutlich.

Im ersten Abschnitt wird ein für Alt-Heilig-Geist praktisches, aber billiges "Wir" in Anspruch genommen:

"Mit der Schließung der St.-Sebastian-Kirche hat unsere junge Gemeinde (entstanden durch die Fusion am 2. März 2008) einen neuen Schlag erlitten und einen schweren Schritt getan. Wir teilen die Traurigkeit der Menschen rund um St. Sebstian."

Nicht die neue Pfarrei hat einen schweren Schritt getan, sondern allein die Gemeinde St. Sebastian. Die hier öffentlich Mittrauernden haben zu keiner Zeit während der Kooperationsgespräche einen echten Akt der Solidarität geleistet, sie haben durch die Fusion keinen einzigen Schlag erhalten und keinen schweren Schritt getan. Durch den Wegfall von St. Sebastian ändert sich für Alt-Heilig-Geist nichts, außer die Kassenlage - und zwar zum Besten.

Die Falschheit des "Wir" wird im folgenden Abschnitt deutlich. Jetzt heißt "Wir" lediglich Alt-Heilig-Geist.

"Jetzt und hier möchten wir ausdrücklich Alle einladen, ein Milieu der Gastfreundschaft zu schaffen ... ganz in der Nähe zu St. Sebastian gibt es die Heilig-Geist-Kirche und -Gemeinde, beide haben fusioniert."

Da der Gemeinde St. Sebastian alle Möglichkeiten zur Gastfreundschaft genommen wurden, richtet sich der Wunsch zur Schaffung eines Milieus der Gastfreundschaft deutlich nur an Alt-Heilig-Geist. Zugleich wird der neue Status der ehemaligen Mitglieder von St. Sebastian deutlich: bestenfalls freundlich aufgenommene Gäste in der Nachbargemeinde, aber eben keine vollwertigen Mitglieder.
Hier wird die frühe Befürchtung in St. Sebastian zur traurigen Wahrheit: In einer Fusion mit Heilig Geist würden Menschen aus St. Sebastian Pfarreimitglieder zweiter Klasse. Ihre Lebens- und Partizipationsmöglichkeiten hängen allein am Wohlwollen in Heilig Geist.
Bestimmt möchte man das in Heilig Geist so hart nicht sagen. Daher folgt auf die Ohrfeige gleich eine moralinhaltige Aufforderung, die auch St. Sebastian wieder einschließt; "blaming the victim" (die Opfer auch noch in Verantwortung setzen) als immer wiederholte Strategie:

"Es liegt an uns allen, ob daraus auch eine gemeinsame Zukunft wird. Wieso eigentlich nicht?"

Wieso eigentlich hat man seitens Heilig Geist jede (!) Bemühung zur Konzeption eines pastoralen Konzepts während der Kooperationsgespräche verhindert? Wieso eigentlich hat man in Heilig Geist die Vorschläge zur gegenseitigen Gastfreundschaft unter dem Dach der Heilig-Geist-Kirche (September 2007) nicht einmal zur Diskussion gestellt? Heute heißt das Konzept allein "Gastfreundschaft" für St. Sebastian - keine Grundlage für einen gemeinsamen Weg, sondern angesichts der Umstände bloß eine milde Form der Unterwerfung. Auf dieser Grundlage kann es keine "gemeinsame Zukunft" geben, die den Namen verdienen würde.

"Einige haben schon erste Schritte aufeinanderhin gewagt: Senioren, Frauen, Kommunion- und Firmkatecheten ... Wer Wünsche und Anregungen hat: melden Sie sich!
Ein herzliches Willkommen an Jung und Alt."

Seniorenarbeit gab es in Geist bislang nicht. Sie findet weiterhin im Gemeindeteil St. Sebastian, in den Räumen des Wohnstifts am Südpark statt.
Frauengemeinschaftskooperation ist Verbandsangelegenheit. Hier hat die Pfarrei samt Pfarrer und Ü-PGR nichts zu gestalten.
Kommunion- und Firmkatecheten beider Gemeinden arbeiten seit über 10 Jahren miteinander... beim besten Willen keine ersten Schritte im Zusammenhang der Fusion.
An wen richtet sich das "Willkommen"? Wieder ein Ausdruck, dass die alte Gemeinde Heilig Geist lediglich mit Zuwachs aus Sebastian rechnet, eine Fusion wäre etwas anderes.

In St. Sebastian wurde längst eingesehen, dass es keine tragfähige Kooperationsbereitschaft mit Heilig Geist geben wird. Daher haben sich in den letzten Wochen alle Anstrengungen, in denen versucht wurde, zu retten, was zu retten war, auf die "Auslagerung" der Aktivitäten aus dem Einflussbereich der Pfarrei Heilig Geist konzentriert. Manches von dem, was in St. Sebastian gut war, trägt jetzt an anderen Orten weiter Frucht.


06 November 2008

Profanierung vollzogen

Durch ein am 24.10. an Pfarrer Braun gesandtes Dekret von Herrn Prälat Kleyboldt wurde die St. Sebastian-Kirche am Sonntag, 26.10.08 profaniert.
Die Bistumsleitung hat damit gegen den Wunsch der Gemeinde gehandelt, die in zeitlicher Distanz zur Profanierung von ihrer Kirche Abschied nehmen wollte.

Dieses Eilverfahren wirft viele Fragen auf. Eva-Maria König hat in einem Schreiben an Diözesanadministrator Weihbischof Overbeck gegen die Vorgehensweise der Bistumsleitung protestiert.


(Ein Bericht über den letzten Gottesdienst findet sich im Blog weiter unten.)