Das tut so weh
Die St. Sebastian Kirche im Südviertel wurde Anfang der Sechziger Jahre gebaut und eingeweiht. Jetzt wurde sie sozusagen entweiht. Hintergrund war die Zwangsfusion mit der Heilig-Geist Kirche.
Offiziell musste als Begründung die schlechte Finanzlage vor Ort herhalten. Der wahre Grund dürfte sein, dass die Sebastianer eine zu unbequeme Gemeinde im Münsterschen Kirchensprengel waren. Wir hatten uns stets den Luxus eines eigenen und selbständigen Denkens und Glaubens geleistet. Das hatte uns den Vorwurf der 'Eigenkirchlichkeit' eingebracht.
Ich frage mich, wie lange die Kirche wohl noch stehen bleibt. Ich werde ihre schöne Figur, die an die Arche Noah erinnern soll, lange vermissen. Nun also:
Das tut so weh
Das tut so weh! Heute haben wir unsere Gemeinde beerdigt und von unserer Kirche, St. Sebastian, Abschied genommen.
Denke ich daran, nie wieder einen Fuß in diese Arche Gottes setzen zu können, muss ich mit meinem Tränenstrom kämpfen. Tröstend umarmt mich ein Gemeindemitglied, der meiner Trauer gewahr wird.
Denke ich daran, nie wieder diesen geweihten, heiligen Raum betreten zu können und nie wieder gewiss sein zu können, die bekannten Gesichter zum Teil befreundeter Menschen sehen zu können, kämpfe ich mit meinem Tränenstrom.
Zum letzten Mal hat es mir dermaßen das Herz zerrissen, als ich am 25. Geburtstag meines verstorbenen Sohnes seiner gedachte.
Ich möchte schreien, brüllen, kreischen ob dieser zum Himmel rufenden Ungerechtigkeit, die 'von oben' diktiert wurde. Nicht nur mir wurde ein Ort der Ruhe, des Inne Haltens, des Kraft Schöpfens genommen.
Weiter fehlen mir die Worte ... Nur die Hoffnung bleibt.
Andreas Stork - Sonntag, 26. X '08 - a. D. é
(Vorabveröffentlichung mit Erlaubnis des Autors, Veröffentlichung des Beitrags voraussichtlich Februar 2009 in der Zeitschrift "Klinke", weitere Infos unter: www.muenster.org/klinke ; ein Klick auf die Überschrift zu diesem Beitrag genügt.)